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Von Gerd Mägerle
BIBERACH - Direkt nach einem CDU-Marktstandtermin schaut Wolfgang Dahler in der Biberacher Redaktion vorbei. Es sind stressige Wochen für den 49-jährigen Rechtsanwalt aus Uttenweiler. „Ich mache zur Hälfte Wahlkampf, zur Hälfte arbeite ich in der Kanzlei“, sagt Dahler. Als er sich im Herbst für die Bewerbung um die CDU-Kandidatur entschieden habe, sei er noch von einem Sommerwahlkampf ausgegangen. „Aber ich will nicht jammern, meine Mitbewerber haben es genauso stressig.“
Nachdem der bisherige CDU-Abgeordnete Josef Rief nach 15 Jahren nicht mehr für den Bundestag kandidiert, geht es für Wolfgang Dahler darum, sich bei den Menschen im Wahlkreis bekannt zu machen. In der CDU ist er längst ein bekanntes Gesicht. Er komme aus einem politischen Elternhaus, sein Vater war Bürgermeister in Uttenweiler. „Vor allem Kommunalpolitik war bei uns am Tisch immer ein Thema.“ Bereits mit 15 ist er in der damals neu gegründeten Jungen Union Riedlingen aktiv. „Die tickten alle ähnlich wie ich“, sagt er. „Auch wenn wir damals nicht mit allem in der CDU zufrieden waren.“
Nach dem Studium tritt Dahler in die CDU ein und ist dort seit Jahren im Kreisvorstand aktiv. Seit 2024 sitzt er auch im Kreistag. „Das mache ich jetzt neben meiner Anwaltstätigkeit her“, habe er sich damals gedacht. „Der Bundestag gehörte nie zu meinem Lebensplan.“ Als Josef Rief im Oktober ankündigt, nach 15 Jahren nicht mehr fürs Parlament zu kandidieren, sei er ins Grübeln gekommen. Er habe bei CDU-Mitgliedern seine Chancen ausgelotet und sei auch aus der Partei heraus nach einer Kandidatur gefragt worden.
Auch mit seiner Frau und den vier Kindern hat er die Kandidatur vorab besprochen. „Wir haben einen starken Familienverbund. Der funktioniert, auch wenn ich länger nicht da bin“, sagt er. Dass der Ehemann, Vater und Opa (Dahler hat bereits drei Enkel) bald wohl nicht mehr so viel Zeit daheim verbringen wird, darauf können sich alle schon mal einstellen. Denn das Direktmandat im Wahlkreis Biberach ging bisher immer an die CDU. Vieles spricht dafür, dass das auch diesmal so sein wird. Auch das neue Wahlrecht werde wohl nicht dafür sorgen, dass er zittern müsse, mutmaßt Dahler. „Aber ich kämpfe um jede Stimme.“
Mit Josef Rief stehe er bereits in Kontakt, was einen möglichst reibungslosen Übergang in Berlin angeht. So suche er schon eine Unterkunft für die erste Zeit und stehe auch mit Riefs Mitarbeitern über eine Weiterbeschäftigung in Kontakt. Von Rief und dessen Vorgänger Franz Romer wolle er deren starke Präsenz im Wahlkreis übernehmen. „Wie diese im Fall einer Wahl genau aussieht, muss sich zeigen. Ich bin eine andere Generation und ein anderer Typ wie Josef Rief und Franz Romer“, sagt Dahler.
Der 49-Jährige charakterisiert sich als nachdenklich, abwägend und zuhörend. Das habe er in seiner Anwaltstätigkeit gelernt. „Ich möchte Themen hören und ins Gespräch kommen. Deshalb gehe ich auf alle zu, egal, ob sie CDU-nah sind oder nicht“, sagt Dahler. In seinem Beruf habe er viel mit Familien-, Miet- und Asylrecht zu tun. „Ich weiß also, wo die Menschen der Schuh drückt. Die kommen zu mir, wenn es gerade nicht läuft.“
Neben den Themen, die die Berichterstattung im Moment bestimmen, komme in Mails und an den Marktständen ein Thema oft bei ihm an: Abtreibung. Dass dies die Menschen in der Region so beschäftige, habe er nicht auf dem Schirm gehabt. Dahlers Meinung dazu: „So wie es bisher geregelt ist, halte ich es für gesellschaftlich befriedet und ausgewogen.“ Er wünsche sich allerdings, dass sich die Kirchen noch mehr in der Beratung einbringen.
Das Topthema für ihn im Wahlkampf sei Wirtschaft. „Ohne Wachstum können wir all die anderen Dinge in den verschiedenen Politikbereichen nicht leisten. Alle Unternehmer hier sagen mir: Wir brauchen mehr Freiheiten und weniger Bürokratie.“
Das Thema Migration erachtet Dahler ebenfalls für wichtig. Die Debatte um das Zustrombegrenzungsgesetz, über dessen Namen man streiten könne, „wäre außerhalb des Wahlkampfs vermutlich ruhiger verlaufen“, vermutet er. Die Nähe zur AfD, die man der CDU nun anhänge, sei komplett falsch. „Wir Christdemokraten ticken komplett anders als die AfD.“ Für ihn persönlich gebe es keine Zusammenarbeit „mit denen“. Die AfD sei antieuropäisch und prorussisch. „Das ist so weit weg von dem, wie unsere Region tickt, und wie vermutlich auch viele AfD-Wähler hier ticken, die die Partei nur aus Protest wählen.“
Für Diskussionen hatte im Sommer 2023 die Nachricht gesorgt, dass der AfD-Politiker Maximilian Krah in jener Biberacher Anwaltskanzlei registriert war, in der auch Dahler arbeitet. Zu ihm habe er aber nie Kontakt gehabt: „Ich kenne Herrn Krah nicht, habe ihn nie gesprochen, nie gesehen. Er war zwar hier gelistet (inzwischen nicht mehr; d. Red.), aber er war nie in der Kanzlei.“
Den Ton im Wahlkampf, beispielsweise an den Marktständen, empfindet Dahler als kritisch, „aber beim Thema Migration inhaltlich durchaus anders, als es medial mitunter rüberkommt“. Das Verhältnis zu den Wahlkämpfern von SPD, Grünen und FDP empfinde er im persönlichen Bereich als fair. Dass Anja Reinalter, Martin Gerster und er auch gemeinsam im Kreistag sind, helfe dabei. „Wir gehen gut miteinander um“, sagt Wolfgang Dahler.
© Schwäbische Zeitung, Ausgabe Biberach vom 13.2.25
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