Von Gerd Mägerle
„Wirtschaft, Wirtschaft und nochmal Wirtschaft“ gab Wolfgang Dahler als wichtigstes Thema im Bundestagswahlkampf aus. Der Ort für den Auftakt am vergangenen Samstagnachmittag hätte dafür kaum passender sein können: In einer leergeräumten Produktionshalle der Firma Fischer Edelstahltechnik in Hochdorf war eine Art Arena aufgebaut worden. Eine Bühne ohne Rednerpult und von drei Seiten von den rund 360 Besuchern umgeben, im Hintergrund die firmeneigene Blaskapelle.
Sie und ihr Mann hätten keine Minute zögern müssen, als kurz vor Weihnachten die CDU-Anfrage gekommen sei, sagte Stefanie Fischer, kaufmännische Leiterin des Unternehmens und selbst im Vorstand des örtlichen CDU-Verbands. Sie berichtete von den vielen schlechten Nachrichten und Befürchtungen in der Unternehmerschaft der Region. „Wir brauchen jetzt eine Regierung, die den Wind wieder dreht“, sagte Fischer. Die CDU habe das 1982 und 2005 geschafft. Der Hochdorfer Bürgermeister Stefan Jäckle wünscht sich von der neuen Bundesregierung weniger Bürokratie, wie er in seiner Begrüßung sagte: „Dass in Deutschland vieles nach Plan läuft, ist gut und richtig. Aber dass dieser Plan durch gefühlt 30 Instanzen muss, ist eine Katastrophe.“
Weniger Bürokratie, mehr Flexibilität
Der CDU-Wahlkreiskandidat Wolfgang Dahler warb für einen Bundeskanzler Friedrich Merz, „der Ahnung von Wirtschaft hat und das Land wieder nach vorne führt“. Nur mit einer funktionierenden Wirtschaft habe der Staat die notwendigen Einnahmen, um auch die zu unterstützen, die nicht arbeiten könnten. Klar sei, dass sich Leistung wieder lohnen müsse, so Dahler. Deshalb wolle die CDU die Bürger, aber auch die Unternehmen entlasten.
Dazu brauche auch weniger Bürokratie und mehr Freiheit und Flexibilität. Das Lieferkettengesetz müsse weg, bei der Arbeitszeit müsse man weg von einer Tageshöchst- und hin zu einer Wochenhöchstarbeitszeit, so Dahler. Der Staat müsse der Innovationskraft der Unternehmen stärker vertrauen. Um wieder an die Spitze des Fortschritts zu kommen, brauche es auch niedrigere Stromsteuern und Netzentgelte. Der CDU-Kandidat warb außerdem für das von seiner Partei gewünschte Digitalministerium.
Beim Thema Migration sprach sich Dahler für klares, konsequentes und schnelles Handeln aus. „Wer keinen Schutzstatus hat, muss das Land wieder verlassen“, sagte der 49-jährige Rechtsanwalt aus Uttenweiler. Es brauche auch eine Zurückweisung an den Grenzen und eine Rückführung in sichere Drittstaaten. In der Sicherheitspolitik erteilte Dahler den Russlandannäherungen von AfD und BSW eine klare Absage: „Die CDU ist die Partei für Europa und eine starke Westbindung.“
Oberschwäbische Lebensart als Erfolgsmodell
Manuel Hagel, der 36-jährige CDU-Landesvorsitzende aus Ehingen, beschwor in seiner knapp 45-minütigen Rede die oberschwäbische Lebensart aus Fleiß, Arbeit, Anstrengung und Engagement im Ehrenamt als Erfolgsmodell für ganz Deutschland – auch wenn manche in Berlin das mitunter als langweilig und verstaubt ansehen würden. „Für dieses Erfolgsmodell steht auch der Mensch Wolfgang Dahler“, lobte Hagel den Kandidaten.
Auch der CDU-Landeschef spielte an diesem Nachmittag die Wirtschaftskarte. „Es muss wieder darum gehen, wie man Wohlstand schafft und erhält und nicht darum, wie man ihn verteilt“, sagte Hagel. „Unser Wohlstand ist nichts Selbstverständliches, dafür gibt es keine Garantie.“
AfD als „Verräter deutscher Interessen“
Die AfD und ihre Annäherungen an Donald Trump und Elon Musk kritisierte er in diesem Zusammenhang als „Verräter deutscher Interessen“. Auf der anderen Seite des politischen Spektrums setze ein linksgrüner Zeitgeist seit Längerem darauf, dass Leistung, Anstrengung und Arbeit etwas Schlechtes sei, so Hagel. Dieses Mindset führe zu einer falschen Politik, deren Negativbeispiel das Bürgergeld sei. „Wir müssen aufhören, Politik für irgendwelche Minderheiten zu machen, an die unser Wohlstand verteilt wird“, sagte Hagel. „Wir müssen zurück zu einer Agenda der fleißigen Menschen.“
Dazu gehört laut Hagel auch wieder mehr Eigenverantwortung anstatt einer Politik, die versuche, ein Leben ohne Risiko zu versprechen. „Wir brauchen nicht nur einen Regierungs-, sondern auch einen Politikwechsel“, sagte der CDU-Landesvorsitzende. „Dazu müssen wir die Ärmel hochkrempeln und das wird mit Anstrengung verbunden sein.“
Zum Thema Migration meinte Hagel in der anschließenden, etwa 30-minütigen Fragerunde: „Wir brauchen Migration, aber wir brauchen sie in den Arbeitsmarkt und nicht in die Sozialsysteme.“ Sein Gastrecht in Deutschland habe verwirkt, wer hier straffällig werde. Was eine künftige Regierungskoalition betreffe, so gebe es mit den Grünen bei den wichtigen Themen die wenigsten, mit der FDP hingegen die meisten Gemeinsamkeiten, sagte Hagel.
Am Schluss appellierte der bisherige Wahlkreisabgeordnete Josef Rief, der auf eine erneute Kandidatur verzichtet hatte, an die Besucher, beide Stimmen bei der Bundestagswahl am 23. Februar an die CDU zu vergeben. Stefanie Fischer und ihre CDU-Ortsverbandskollegin Rosina Eisele verteilten Geschenktüten an die Redner. Mit der Nationalhymne endete die Veranstaltung nach knapp drei Stunden.
© https://www.schwaebische.de/regional/biberach/hochdorf/in-der-fabrikhalle-geht-es-bei-der-cdu-um-fleiss-und-arbeit-3231320 - 13.1.2025
© Schwäbische Zeitung, Ausgabe Biberach vom 14.1.2025